8. Etappe Norwegen/Finnland: Nordkap - Ivalo (590 km)

21. Juni 2014

Die Hälfte unserer Ostseeumrundung haben wir geschafft. Langsam lassen wir Norwegens eisiges Wetter und schneebedeckten Berge hinter uns, fahren wieder Richtung Süden und kramen auch wieder unsere Sonnenbrillen heraus.

Zwei Dinge haben wir für Russland vergessen - die grüne Versicherungskarte und einen D-Aufkleber auf unserem Auto -, hoffentlich gibt es deshalb morgen an der Grenze keine Probleme ...

Wir überqueren die finnische Grenze und merken schnell, dass wir dem Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi näher kommen.

Unsere Mission für heute: An einem finnischen See von unserem Autodach eine Runde Angeln ...

Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns heute einen Campingplatz mit finnischer Sauna und einem See, nur für uns alleine.

 

 9. Etappe Finnland/Russland: Ivalo - Rovaniemi – Richtung St. Petersburg (616 km)

 22. Juni 2014

Nach unserem Besuch beim Weihnachtsmann in Rovaniemi überqueren wir zum zweiten Mal den Polarkreis ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

... und machen uns auf zur russischen Grenze ... mal schauen, ob es wirklich so schlimm ist, wie einige meinen.  

Kurz vor der Grenze packen wir alle elektronischen Geräte weg, denn das soll man laut einigen Berichten, besser machen. Umso näher wir der Grenze kommen, umso mehr breitet sich doch langsam eine leichte Anspannung in uns aus, denn von anderen Teams haben wir nichts Gutes über Russland gehört bzw. gelesen.

Wir sind die Einzigen an der Grenze, keine anderen Autos weit und breit ... obwohl wir bis zum Grenzübertritt fast zwei Stunden brauchen, läuft doch alles recht entspannt ab. Drei Grenzbeamte sind sofort zur Stelle und helfen uns beim Ausfüllen der Formulare. Eine junge Grenzbeamtin möchte sehen was wir in unserem Auto haben. Sie fragt nach Alkohol und versucht unsere wenigen Flaschen Radler und Bier "einzukassieren". Auf unsere Nachfrage „Warum? Diese Menge sei doch erlaubt". Erwidert sie, dass es o.k. ist und wir dürfen alles behalten. Unser Angebot vier Flaschen Radler abzugeben, lehnt sie dankend ab, aber auf unserem Auto möchte sie gerne unterschreiben und freut sich dabei wie ein kleines Kind und macht ein Foto.

Alle anderen Grenzbeamten laufen in der Zwischenzeit interessiert um unseren Rallye-Passat herum und schauen sich die verschiedenen Aufkleber an. Besonders angetan hat es ihnen unsere Ostsee-Karte, die auf der Motorhaube klebt und auf der wir jeden Tag unsere Strecke einzeichnen.

Mit einem russischen Gruß auf der Motorhaube verlassen wir die Grenze und fahren weiter Richtung St. Petersburg.

 

 

 

 

Wir nehmen via SMS Kontakt mit anderen Teams auf, von denen wir wissen, dass sie auch die Route durch Russland nehmen. Denn Morgen müssen wir mit so vielen Teams wie möglich, ein Feuer mit Brennholz machen, dass wir am Starttag bekommen haben.

Von einem Team bekommen wir die Nachricht „Russland ist so abgefuckt. Grausig!“ „Was ist so grausig?“, fragen wir? Antwort bekommen wir keine mehr.

Als sich nach wenigen km die Straße in eine Schotterpiste verwandelt, wird uns mit dieser Nachricht ganz anders ... abwechselnd fahren wir mal über Loch an Loch oder Schotterpisten mit riesigen Steinen. Wir fahren nur noch Schritttempo, halten innerlich die Luft an und beten, dass unser 24 Jahre alter Passat mit seinen ausgeschlagenen Stoßdämpfern und alten Winterreifen durchhält...

Wir sind nicht nur alleine im Nichts mit schlechten Straßen, sondern haben jetzt auch kein Netz mehr. Im Notfall könnten wir nicht mal telefonieren ... aber es könnte schlimmer kommen, nämlich dass die Sonne untergeht und wir auf diesen Straßen im Dunklen fahren müssten.


 

Wir zittern und bangen jeden einzelnen Meter. Nach ca. 40 km sehen wir in der Ferne Asphalt glitzern. Wer hätte gedacht, dass wir uns mal so über eine befestigte Straße freuen werden ... Ja, in solchen Momenten weiß man zu schätzen, dass man in einem Land lebt, in denen asphaltierte Straßen zur Selbstverständlichkeit gehören. Wir Jubeln laut, als unser Passat wieder festen Boden unter den Rädern hat.

Lange hält der gute Zustand der Straße aber nicht an und wir erschrecken, als wir ein Schild mit Angabe von 1040 km bis nach St. Petersburg sehen ... ob wir es auf diesen Straßen bis dorthin ohne Schaden schaffen ... Die nächsten 200 km geht es mit Baustellen und schlechten Straßen weiter.

Die Landschaft ist düster und karg, krank aussehende und abgestorbene Bäume wechseln sich ab. Links und rechts neben der Straße dunkle, stinkende Wasserlachen, keine Möglichkeit anzuhalten. Das muss wohl das Team mit "grausig" gemeint haben. Nebel zieht auf und taucht die Landschaft in eine gespenstige Atmosphäre. Ab jetzt nennen wir Russland nur noch Draculaland, denn hier könnte man wirklich die besten Horrorfilme drehen.

Wir fahren auf Reserve und sind froh, als wir eine Tankstelle sehen. Das Tanken funktioniert irgendwie nicht … mit Händen und Füßen versuchen wir die Dame, die in einem sicheren Glaskasten sitzt, zu fragen, was wir machen müssen. Keiner kann hier englisch. Sie schaut uns an und hat keine Ahnung was wir von ihr wollen ... schließlich hebt sie ein Kartenlesegerät hoch und schüttelt den Kopf ... Wir zeigen ihr EUR und sie schüttelt wieder den Kopf, kein EUR.

In diesem Moment fragen wir uns, ob wir vielleicht nicht doch schon etwas zu alt für solche Situationen sind. Wir schauen uns an ... was nun? Wir schreiben auf einen Zettel „km?“ in der Hoffnung, dass die Dame im Glaskasten versteht, was wir von ihr wollen. Sie versteht und schreibt 150 km auf.

Die nächste Tankstelle 150 km entfernt ... wir schütteln beiden entsetzt den Kopf, bis dahin schaffen wir es nicht. Wir sehen wohl ziemlich verzweifelt aus, denn sie sucht jetzt im Internet nach dem Wechselkurs und bietet uns für 20 EUR, 25 Liter Sprit an. Sofort ziehen wir noch einen 20er aus der Tasche.

Mit verzogenem Gesicht willigt sie ein und wir fahren voller Freude und Erleichterung mit vollen Tank weiter. Um 3 Uhr morgens entdecken wir eine Möglichkeit, um zu halten. Schnell funktionieren wir wieder unseren Passat in einen Schlafplatz um und schlafen trotz allem erstaunlich gut, irgendwo in Russland am Straßenrand.

 

10. Etappe Russland: Irgendwo Richtung St. Petersburg -  (802 km)

23. Juni 2014

Die Gegend wird langsam freundlicher und die Straßen besser. Der Weg nach St. Petersburg ist eigentlich nicht zu verfehlen, immer der besten Straße nach. Sollte die asphaltierte Straße abrupt aufhören, ist man mit Sicherheit falsch abgebogen ...

 Heute fahren wir mal wieder nur ... die meiste Zeit ist, außer Wald nichts zu sehen ...

 

 ... umso größer ist die Freude, als wir gegen 22:00 Uhr ein Konvoi mit sechs anderen Rallye-Teams sehen. Auf einem Parkplatz halten wir alle an und quatschen eine Runde mit den Jungs. Die Jungs wollen heute Nacht noch nach St. Petersburg fahren, wir erst morgen früh und so trennen sich nach einer Stunde gemeinsame Fahrt unsere Wege wieder.

11. Etappe Russland: Richtung St. Petersburg - St. Petersburg

24. Juni 2014

Unsere heutige Tagesaufgabe besteht darin, in St. Petersburg - der zweitgrößten Stadt Russlands - den einzigen Beachclub "Dunes on Lingovsky" der Stadt zu finden, um dort eine geheime Nachricht abzuholen.  Damit es nicht ganz so schwer ist, haben wir auch die Adresse des Clubs bekommen, aber dorthin ohne Navi zu finden ...  

Die wenigsten Russen können englisch, aber was sie sehr gut können, ist mit einer Zeichnung einen Weg erklären. Wir halten an, springen mit der Adresse in der Hand aus dem Auto und fragen den nächsten Russen bzw. zeigen ihm die Adresse. Und was soll ich sagen, mit seiner Zeichnung finden wir auf Anhieb den Beachclub von St. Petersburg in einem Hinterhof ...

... wo wir auch endlich wieder andere Teams treffen.

 

Wir sagen dem Barkeeper das geheime Passwort und bekommen die geheime Nachricht, welche wir in unser Roadbook kleben.

Und da wir so schnell unserer Tagesaufgabe gelöst haben, haben wir heute auch viel Zeit und gönnen uns eine Sightseeing-Tour durch St.Peterburg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gegen Abend treffen sich einige Teams wieder im Beachclub und Geschichten und Erlebnisse werden wieder ausgetauscht.

Wir brechen um 02:00 Uhr morgens auf, denn jetzt sind die Straßen in St. Petersburg schön leer und wir entgehen so dem Stress des morgendlichen Berufsverkehrs.

Unterwegs gabeln wir noch ein Team auf, das den Weg aus St. Petersburg nicht findet. Gemeinsam fahren wir noch eine Stunde, biegen in einen unbefestigten Seitenweg ein und schlagen unser Nachtlager auf.

 

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